Georg Büchner - ein Zeitreisender
04.12.2024
Dort, unter dem weitläufigen Hügel der Schillerhöhe, lagert das Gedächtnis der deutschsprachigen Literatur in grünen Archivboxen: Manuskripte, Briefe, ganze Bibliotheken, die einst den Autorinnen und Autoren zur Inspiration gedient haben. Jede Schülergruppe erforschte den Inhalt einer solche Kiste, die Hinterlassenschaften rund um den Büchner-Preis enthielt. Der wohl renommierteste deutsche Literaturpreis wird jedes Jahr im Oktober am Sonntag nach Georg Büchners Geburtstag verliehen und die Preisträgerinnen und Preisträger setzen sich darin mit dem Werk Büchners und der eigenen Zeit auseinander. Die Schülerinnen und Schüler arbeiteten heraus, dass Marie-Louise Kaschnitz zehn Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs aus der Düsternis des „Woyzeck“ das Gegenbild der Hoffnung entwickelt. Erich Kästner sieht Büchner als unzeitgemäßen Zeitgenossen: geistig verwandt den Stürmern und Drängern, aber ernüchtert vom Wissen um 60 Jahre blutiger und gescheiterter Revolutionsgeschichte, stilistisch nahe an späteren Literaturströmungen wie den naturalistischen Dramen mit sogar schon expressionistisch-grotesk gezeichneten Figuren.
Peter Rühmkorff wirft in den 1990er Jahren einen kritischen Blick auf die deutsche Wiedervereinigung und beleuchtet die Zeitlosigkeit von Büchners Werk, aus dem sich immer wieder Bezüge zur jeweiligen Gegenwart herstellen lassen.
Den Schülerinnen und Schülern erschlossen sich neue Sichtweisen auf Büchner und sein Drama „Woyzeck“, das 2025 Abiturlektüre ist. Die Arbeit mit anspruchsvollen Texten am „außerschulischen Lernort“ würden sie künftigen Leistungskursen unbedingt weiterempfehlen.
(Sk)