Ohne Worte einander verstehen
05.12.2024
Der Workshop „Gehörlosigkeit und Gebärdensprache“ am Freitag, 22.11.2024 war nicht nur eine einzigartige Erfahrung, sondern auch eine lehrreiche Stunde. Vorbereitet und eingeladen hatten dazu die Schülerinnen der Sozialethik-AG. Bevor es losging, richteten die Schülerinnen den Raum her und bauten ein leckeres Buffet mit Brezeln, Säften, Sprudel und Lebkuchen auf, an dem sich alle Gäste stärken und miteinander ins Gespräch kommen konnten, bevor der eigentliche Workshop dann pünktlich um 13 Uhr los ging.
Hala, Jana und Zahara begrüßten den gehörlosen Referenten Christian Hermann und seine Dolmetscherin Jana Jamal in Worten und Gebärden – die Namen der beiden zeigten sie zudem auch mit Hilfe des Fingeralphabets an.
In dem Vortrag von Herrn Hermann lernten alle anwesenden Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräfte den Alltag und die Schwierigkeiten eines Gehörlosen kennen. Die Kommunikation zwischen Herrn Hermann und den Zuhörenden lief barrierefrei ab. Dies wurde durch die Dolmetscherin Jana Jamal ermöglicht, die seine Gebärden zeitgleich erfasste und quasi simultan in Worte verwandelte. Es war mucksmäuschenstill im Raum als Herr Hermann mit Frau Jamals Stimme seinen Vortrag in Gebärden hielt. Interessant dabei waren v.a. die Erlebnisse und Herausforderungen, die Herr Hermann aus seiner Perspektive als Lehrer an einer Schule für gehörlose Kinder bei der Paulinenpflege und als Vater von vier eigenen Kindern schilderte, von denen drei ebenfalls von Geburt an gehörlos sind.
Durch Herrn Hermanns Erfahrung im Lehrwesen konnte er unsere Aufmerksamkeit und unser Interesse mit interaktiven Spielen wecken. Wir durften Wörter pantomimisch darstellen und Wortketten ohne Laut sprechen – und tatsächlich konnten Worte wie „Maiglöckchen“ oder „Haarausfall“ lediglich von den Lippen (ohne gesprochenen Laut dazu!) korrekt abgelesen werden.
Abschließend wurde ein kurzer Film über das Leben und den Alltag von Herrn Hermann und seiner Familie gezeigt.
Am Schluss war noch Zeit für Fragen:
Ist das Leben als Gehörloser schwer?
Was machen Sie in Notsituationen?
Ist die moderne Technik heute eine große Erleichterung für gehörlose Menschen?
Herr Hermann beendete den Workshop mit dem Wunsch an alle, sich zu trauen, mit gehörlosen Menschen in Kommunikation zu treten und grundlegende Gebärden zu lernen – denn: Verstehen kann man sich auch ohne Worte!
Ein herzliches Dankeschön sprachen am Ende Lena und Hala an Herrn Hermann und Frau Jamal aus und überreichten den beiden einen Büchner-Sekt und einen Gutschein für das Café Ulis in Winnenden.
Das war eine ganz besondere Veranstaltung, von der wir sicherlich bei unseren täglichen Begegnungen in Winnenden mit Menschen mit Hörschädigungen auch in Zukunft profitieren können.
Von Jonas Othmer, Jacob Scheuerle, Roman Pidhaynyy